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Das Leben des Heiner Behring – ein Portrait

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Das Leben des Heiner Behring – ein Portrait

Der große Leo, ein Filmtitel, den jeder MI-Student nur zu gut kennt. Genau so groß wie die Bekanntheit des Titels sind aber auch die Meinungsverschiedenheiten was dieses Drehbuch angeht. Von himmelhoch jauchzend zu „Was soll denn das?“ ist alles dabei. Den kreativen Kopf hinter diesem literarischen Meisterwerk kennt wohl auch jeder. Trotzdem möchte ich ihn nochmal genauer vorstellen.

Prolog

Als ich mich mit Herrn Behring getroffen habe, wurde ich zunächst mit einem freundlichen „Guten Morgen“ begrüßt. Voll bepackt in Trenchcoat und zwei Schalen Erdbeeren war der erste Weg zunächst in sein Büro. Allerdings nicht bevor er nicht alle anwesenden Dozenten im Vorbeilaufen begrüßt hat. Im Konferenzraum angekommen, lässt sich Herr Behring in seiner gekonnt lässigen Art auf einen der Stühle nieder. Lässig ist das richtige Wort für die gesamte Stimmung des Interviews. Wie ein Geschichtenerzähler aus einer frühen Zeit beginnt Herr Behring mich auf eine Reise durch sein Leben mitzunehmen, was auch der Titel „Das Leben des Heiner Behring“ nochmals näher bringt.

1. Akt: Eine prägende Begegnung

Das ausführliche Erzählen liegt Heiner Behring genauso im Blut, wie seine einzigartige Art den Studenten die filmische Realität beizubringen. Man spürt auch bei dem Interview, dass er mit jeder Faser seines Körpers für den Film lebt. Nur wie genau kam es zu dieser unbeschreiblichen Hingabe? Zwei Worte: Faszination und Begeisterung.

Die Geschichte, wie er zum Film gekommen ist, beginnt in der Bibliothek seines Vaters in seinem Heimatdorf. In dieser einigermaßen gut ausgestatteten Bücherei wurde Behrings Liebe zur Literatur geweckt, was wiederum ausschlaggebend für die Wahl seines Studiums der Geisteswissenschaften war. In den 1970er Jahren studierte Behring in Hannover Germanistik, Geschichte und Philosophie. Peter Brückner, bekannt für seinen Nachruf des ermordeten Generalbundesanwalts Buback, war bis zu seiner Suspendierung einer von seinen Professoren,
die ihn sehr prägten. Auch seine ersten Schritte im Bereich des Filmischen wagte Heiner Behring zur Zeit seines Studiums.

2. Akt: Vom Studenten zum Filmemacher

Leicht schmunzelnd gibt Herr Behring zu, dass er eigentlich nicht vorhatte nach seinem Studium ein Professor zu werden. Doch allein seine Überzeugung, dass sich, egal wie, der Weg ergibt und sein immerwährendes Interesse haben ihn weitergetrieben. Über die Filmseminare bei Ralf Schnell kam Behring letzten Endes an die kommunalen Kinos und fing an, selbst Kontakte zu knüpfen. Der Leiter des Kinos erkannte dabei schnell die Leidenschaft hinter Behring und seinen Freunden und erlaubte ihnen, die eigens gedrehten Filme zu zeigen. Danach folgte eine selbst entwickelte Filmzeitschrift „filmwärts“, die Anfang der 80er Jahre, ohne dass er arrogant klingen möchte, die beliebteste und relevanteste Filmzeitschrift auf dem Markt war.

Doch was nun? Eine einfache Antwort: Geld verdienen. Über Kontakte kam Behring letztlich zum NDR in Hannover. Wie ein Leitfaden zieht sich dann hier der Satz: „Heiner, mach doch mal was für uns“ durch diese turbulente Zeit. Bei der Erinnerung daran fangen Heiner Behrings Augen an zu leuchten und ein kleines Lächeln umspielt seine Lippen. Eine seiner Hauptaufgaben beim NDR war es, Beiträge für den Hörfunk zu verfassen. Über den Hörfunk kam er dann zum Fernsehen. Für „Prisma“, ein Wissenschaftsmagazin mit Wolfgang Buck, erstellte Behring dann kleinere Filme. An der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg arbeitete er als künstlerisch-wissenschaftlicher Assistent. Dort lernte er neben Götz Gruner auch Sabine Hirtes kennen. Nach dreieinhalb Jahren kündigte er dieses Arbeitsverhältnis, um mit seinem Bruder gemeinsam Filme zu drehen.

Finale: Der Professor, der Wein und ein Schicksalsschlag

Die Entscheidung, dass sein Bruder und er genau hier in Baden-Württemberg Filme drehen wollen, kam unter anderem durch Behrings Liebe zu gutem Essen und vor allem dem Wein. 1996 folgte dann auch die Gründung der Firma „Behring Filme“ in Freiburg, wo sie auch noch bis heute ansässig ist.

Etwas was mich während des Interviews sehr geprägt hat, war die Offenheit, die Herr Behring mir gegenüber an den Tag legte. Das in seinem Leben nicht immer alles nur gut war, zeigt ein Schicksalsschlag, den Herr Behring zu verkraften hatte. Bei dieser Geschichte trübte sich sein Blick etwas, da die Thematik nicht gerade sehr leicht ist. Sein erster Sohn wurde mit einer Behinderung geboren. Zu diesem Zeitpunkt erschien dann die Ausschreibung an der Hochschule Offenburg. Seit 1998 ist er nun zuständig für unterschiedlichste Fächer, wie beispielsweise Kommunikationswissenschaften, Studio Audio & Video, und besonders wichtig für ihn, die Medienethik.

Portrait Herr Behring

Auf meine Frage, ob es denn schon einmal eine Situation gab in der er nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen konnte, lachte Herr Behring erstmal herzlich auf. Die Antwort kam jedoch sehr schnell „Nein“. Man merkte so richtig die Liebe zu seinem Beruf als Professor. Besonders wichtig auch hier war ihm die Freiheit weiterhin Filme drehen zu können. So auch sein neuestes Werk „Der Geschmack von Burgunder“.

Epilog

Das Leben von Heiner Behring hatte seine immerwährenden Höhen und Tiefen. Dennoch hat er sich seinen Traum erfüllt und ist seinen Ansichten treu geblieben. Herr Behring ist eine beeindruckende Persönlichkeit und ein faszinierender Gesprächspartner, der sein Herz auf der Zunge trägt.

Quellen

Bildquelle:

Eigene Aufnahmen Herr Behring